Studientagung 2024 "Wie hältst du's mit dem Judentum? Das Verhältnis von Judentum und Christentum in den Konfessionen" des Evangelischen Bundes e.V. in Koblenz

Team Gottesdienst. V.l.n.r. Dr. Richard Janus, Dr. h.c. Christian Schad, Marina Brilmayer, Dr. Thorsten Latzel

Vom 3. bis 5. Oktober 2024 trafen sich Interessierte und Mitglieder des Evangelischen Bundes zur 114. Generalversammlung in Koblenz. Zum siebten Mal war der Landesverband Rheinland Gastgeber des Jahrestreffens. Als das Thema gewählt wurde, war seine Aktualität in dieser Weise nicht absehbar: „Wie hältst du´s mit dem Judentum?“ Das Verhältnis von Judentum und Christentum in den Konfessionen.

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Keynote “Antijudaismus aus Tradition? – Israeltheologie in der evangelischen Kirche seit der Shoah” mit Dr. Jennifer Ebert

Am Donnerstag versammelte sich die Tagung in der Christuskirche, die mit einem Gottesdienst begann. Der rheinische Präses Dr. Thorsten Latzel ließ in seiner engagierten Predigt die Gemeinde am Ringen des Apostels Paulus in der Frage des eigenen Verhältnisses zum Judentum teilhaben. Das Judentum ist die tragende Wurzel und deshalb ist auch gegen jede Form des Antisemitismus zu kämpfen. Die thematische Eröffnung lag in den Händen von Dr. Jennifer Ebert, die die Entwicklung einer Israeltheologie nach der Shoah nachzeichnete. Mittlerweite gehört das Bekenntnis zum Judentum zu vielen grundlegenden Texten der Landeskirchen. Abgeschlossen wurde der erste Tag durch eine Lesung von Pfarrerin Nicola Thomas-Landgrebe und Dr. Richard Janus mit dem Titel „Warum habt ihr geschwiegen? Die Kirche vor der Judenfrage im Nationalsozialismus“. Musikalisch wurden die einzelnen Teile durch das Spiel der Klezmer-Klarinettistin Franka Böhm umrahmt, die auch an den folgenden Tagen immer wieder mit ihrem intensiven Spiel zu hören war.

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PANEL mit Matthias Althöfer und Moderator Wolfgang Hüllstrung

Am zweiten Tag, der in der Rhein-Mosel-Halle stattfand, stand die Verhältnisbestimmung der anderen christlichen Konfessionen zum Judentum im Mittelpunkt. Eröffnet wurde der Tag mit einer Bibelarbeit durch Dr. Sigurd Rink. Im Psalm 146 fand er eine Summe des hebräischen Ethos. In sechs Impulsen kamen im folgendem Stimmen aus der orthodoxen, katholischen, anglikanischen, baptistischen, methodistischen und adventistischen Welt zu Wort. Dabei zeigten sich Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Kirche auf der einen Seite und den Freikirchen. Gerade mit der historischen Verantwortung gehört die Frage der Klärung des Verhältnisses zum Judentum aus katholischer und evangelischer Sicht zum theologischen Kern des christlichen Glaubens. Zentrale Glaubensaussagen, wie das Verständnis von Jesus Christus als Sohn Gottes oder der Trinitätslehre, sind hier im Mittelpunkt der Diskussion.

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Lesung mit Nicola Thomas-Landgrebe und Dr. Andreas Metzing und Klezmer-Musik von Franka Böhm

Aus freikirchlicher Perspektive stellt sich die Verhältnisbestimmung eher als ein Randthema dar, dessen Behandlung vom Engagement einzelner abhängt. Einen etwas anderen Blick eröffneten die anglikanischen und orthodoxen Beiträge, die mehr die praktische Seite des Dialogs zwischen Judentum und Christentum betonten. In England oder Griechenland steht der jüdisch-christliche Dialog nicht so stark unter dem Vorzeichen der Shoah, was für das deutsche Gespräch grundlegend ist. Damit kommt weniger die Reflexion ins Spiel, sondern die menschliche Begegnung. Den thematischen Block an diesem Tag schloss das Ökumene-Update der Referentinnen des Konfessionskundlichen Instituts ab. Es brachte die Teilnehmenden auf den Stand der ökumenischen Großwetterlage, bei der der Krieg in der Ukraine oder die Frage nach Synodalität in der römisch-katholischen Kirche immer noch eine Rolle spielen.
Zum geselligen Ausklang nach einem vollen Arbeitstag mit Vorträgen und Diskussionen schloss sich der rheinische Abend an. Es wurden Texte aus dem 19. Jahrhundert zu Gehör gebracht, die an die konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen rheinischem Katholizismus und preußischem Protestantismus erinnerten. Heute wirken diese Berichte zum Teil kurios und bizarr. Die gute Laune des Abends, an dem rheinische Spezialitäten, wie der berühmte Sauerbraten, auf dem Speiseplan standen, wurde wiederum durch das Spiel von Franka Böhm unterstützt.

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IMPULS-Team. V.l.n.r. Nathan Eddy, Dr. Jennifer Ebert, Dr. Michael Rohde, Matthias Althöfer, Jens Mohr, Prof. Dr. Christian Rutishauser S.J.

Der dritte und letzte Tag der Versammlung wurde durch eine Bibelarbeit von OKRin Dr.in Pfarrerin Wibke Janssen eröffnet. Sie rief dazu auf, sich wie es in Joh. 4 geschildert wird, Räume und Zeiten zur Begegnung zu nehmen. In vier unterschiedlichen Workshops wurden praktische Fragestellungen, die sich aus dem Verhältnis von Judentum und Christentum ergeben, erörtert. Der erste Workshop ging dem Thema des Landes Israel für die jüdisch-christlichen Beziehungen nach, im zweiten Workshop wurde der Finger in die Wunde der Judenmission gelegt, der dritte Workshop fragte danach, was an antijüdischen Stereotypen auch in Kirche und Schule vorhanden ist und der vierte Workshop thematisierte judenfeindliche Objekte in Kirchen und den Umgang damit.

Präsident Dr. h.c. Christian Schad schloss die Generalversammlung mit einem Reisesegen am Mittag ab. Im Anschluss fand dann die Mitgliederversammlung des Evangelischen Bundes statt. Zunächst wurde über die Arbeit des Bundes und des Konfessionskundlichen Instituts berichtet. In der Diskussion standen Zukunftsperspektiven im Mittelpunkt. Daneben wurde der Ruf laut, sich zur Lage in Israel/Palästina zu äußern.
Die hieraus resultierende Erklärung finden Sie nachstehend.

TN